Die Geschichte des östlichen Europas im 20. Jahrhundert wird oft als Gewalt- und Katastrophengeschichte geschrieben. Das Ergebnis ist heute das stark raumbezogene Narrativ eines im Zeitalter der Extreme traumatisierten Osteuropa zwischen Bloodlands und Tschernobyl-Zone. Unsere Projektgruppe schreibt jenseits solcher etablierter narrativer Strukturen an einer raumsensiblen Geschichte Osteuropas in der Moderne, die trotzdem den traumatischen historischen Erfahrungen Rechnung trägt. Wir arbeiten mit dem innovativen Konzept der „Interventionslandschaft“. Dabei interessieren uns Interaktionen von Landschaft und Räumlichkeit einerseits und historischen Akteuren andererseits. Wir untersuchen Strategien der Aneignung, des Unterlaufens und Profitierens, die ursächlich auch mit den Spezifika der Landschaft zusammenhingen, in welcher die Menschen agierten. In unserem Zweijahresworkshop laden wir Experten aus unterschiedlichen Disziplinen ein, mit uns die empirischen Ergebnisse unserer bisherigen Forschungsarbeit im Spiegel des Konzepts der „Interventionslandschaft“ zu diskutieren. Anhand der Ergebnisse der Diskussion werden wir prüfen, inwieweit unser Konzept die komplexe Beziehung von Mensch, Raum, Natur und Technik im östlichen Europa besser beschreiben kann als etablierte theoretische und empirische Deutungsangebote.
Donnerstag, 23.11.2017
9:00 – 9:45 Uhr
Christoph Rass, Universität Osnabrück
Vorstellung des interdisziplinären Projekts „Konfliktlandschaften“
Kommentar: Thomas Bohn, JLU Gießen
Panel 1 Landschaft und Umwelt – Teil I
Moderation: Thomas Bohn
09:45 – 10:45 Uhr
Diana Siebert, Universität Siegen
Polesien 1921-1939: Parzellierung, Flurbereinigung, Auflösung der Servituten, Sumpfentwässerung – Boden für Einheimische oder Neusiedler?
Kommentar: Liesbeth van de Grift, Universität Utrecht
10:45 – 11:00 Uhr
Kaffeepause
11:00 – 12:00 Uhr
Artem Kouida, JLU Gießen
Die Melioration im belarussischen Polesien:
Modernisierung auf Kosten der Natur
Kommentar: Hans-Peter Ziemek, JLU Gießen
12:00 – 13:30 Uhr
Mittagessen im Herder-Institut
Panel 2 Landschaft und Umwelt – Teil II
Moderation: Anna Veronika Wendland
13:30 – 14:30 Uhr
Katja Bruisch, Trinity College Dublin
Der Staat im Moor: Territorialisierung und Umweltwandel im Westen des Russischen Reichs (ca. 1873-1914)
Kommentar: Hansjörg Küster, Universität Hannover
14:30 – 14:45 Uhr
Kaffeepause
14:45 – 15:45 Uhr
Thomas Bohn/Aliaksandr Dalhouski, JLU Gießen
Rewilding Belarus. Der Pripjet-Nationalpark 1969-2015
Kommentar: Anna-Katharina Wöbse, JLU Gießen
15:45 – 16:45 Uhr
Natalia Otrishchenko, Center for Urban History of East Central Europe Lviv
Slavutych: Urban Practices, Memories and Imaginations
Kommentar: Anna Veronika Wendland, Herder-Institut Marburg
17:00 Uhr
Präsentation des Kurzfilms
“Polesie Reportaż z krainy tęsknych pieśni”
(Regie: Maksymilian Emmer)
Freitag, 24.11.2017
Panel 3 Raum und Identitäten
Moderation: Claudia Kraft
9:00 – 10:00 Uhr
Svetlana Boltovskaja, Herder-Institut Marburg
Nukleare Transformation lokaler Identitäten:
Regionalbewußtsein und Atomwirtschaft im ukrainischen Polesien
Kommentar: Vasyl Rasevych, Center for Urban History of East Central Europe Lviv
10:00 – 10:15 Uhr
Kaffeepause
10:15 – 12:00 Uhr
Abschlußdiskussion
12:00 Uhr
Ende des Workshops