Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 10/2010

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-u-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im September 2010 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essays und Artikel:

Freytag, Nils: Der Rote Rhein. Die Sandoz-Katastrophe vom 1. November 1986 und ihre Folgen.
Abstract:
Die 1970er und 1980er Jahre sind in umweltpolitischer Sicht eine Boomzeit. Umweltorganisationen und ökologische Parteien stiegen zu politischen Größen auf und die Regierungsaktivitäten auf nationaler, europäischer wie globaler Ebene nahmen vor dem Hintergrund aufgeregter Debatten um „Waldsterben“ und „Ozonloch“ zu. Während ersteres mit Namen wie „Greenpeace“ und „Die Grünen“ verbunden ist, steht für letzteres etwa das Montrealer Protokoll, das 1987 zum Schutz der Ozonschicht die Reduktion und das Verbot von Fluorchlorkohlenwasserstoffe einleitete. Untrennbar verknüpft ist diese Politisierung mit den großen Öko-Katastrophen jener Epoche, die das gesellschaftliche Bewusstsein für die Schutzwürdigkeit der natürlichen Umwelt des Menschen schärften. Neben dem Reaktorunfall von Tschernobyl geriet dabei insbesondere die chemische Industrie in das Blickfeld der ökologisch sensibilisierten Öffentlichkeit. Dass diese Ende der 1980er Jahre als „Umweltverschmutzer Nr. 1“ galt und „Vertrauen“ verspielt hatte, lag nicht zuletzt an katastrophalen Chemieunfällen wie im norditalienischen Seveso (Juli 1976), im indischen Bhopal (Dezember 1984) oder dem Großbrand beim schweizerischen Unternehmen Sandoz samt seinen Folgen. Im Folgenden sollen auf Basis der zugrunde liegenden Quelle einige zentrale Aspekte und Konsequenzen dieses Chemieunfalls erläutert werden, ohne dass ein vollständiger Überblick beabsichtigt wäre. Vielmehr soll der Essay dazu anregen, sich unter umweltgeschichtlichen Perspektiven mit der Epoche „nach dem Boom“ zu beschäftigen. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2010), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2010/Article=459>.

Stach, Sabine: Jan Palachs Totenmaske. Das menschliche Antlitz des Sozialismus.
Abstract:
Als sich im vergangenen Jahr die Selbstverbrennung Jan Palachs zum 40. Mal jährte, wurde – wie bei Jubiläen üblich – Rückschau gehalten und nach dem „Sinn“ seiner Tat gefragt. Fragen wurden laut, ob sein „Opfer“ nicht letztlich vergebens gewesen sei. Er hatte sein Leben eingesetzt, um die Bevölkerung „wachzurütteln“, um ein Zeichen zu setzen gegen die von ihm empfundene beginnende Resignation nach der Niederschlagung des Prager Frühlings. Tatsächlich erschütterte sein Tod im Januar 1969 die ganze Nation, Tausende versammelten sich ihm zu Ehren und ließen sein Begräbnis zu einer Massendemonstration werden. Dennoch wurden die Forderungen Palachs nicht erfüllt. Die meisten Menschen gingen wieder zum Alltag über, die staatlich verordnete „Normalisierung“ begann sich auch im Privaten rasch durchzusetzen. Der Name „Palach“ geriet zwar keineswegs in Vergessenheit, ein offizielles Gedenken fand jedoch nicht statt. Vielmehr wurde seine Tat zu einem für Staat und Partei unbequemen 'lieu de mémoire', der auch über dissidente Kreise hinaus Identifikationspotential für die bot, die große Hoffnungen in den Reformprozess gesetzt hatten. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2010), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2010/Article=460>.

Materialien und Quellenauszüge:

Chemie-Brandkatastrophe in Schweizerhalle. Gemeinsame Sondersendung von DRS aktuell, Rundschau und Zeitspiegel, ausgestrahlt im Schweizer Fernsehen (SF) am 27.11.1986. In: <http://www.ideesuisse.ch/256.0.html?&no_cache=1&tx_ttnews[tt_news]=1600ws]=1600> (19.09.2010).

Olbram Zoubek, Totenmaske Jan Palach (1969 und 1990). In: Themenportal Europäische Geschichte (2010), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2010/Article=461>.

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Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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03.10.2010
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