Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 07/2017

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Siegrist, Hannes - Universität Leipzig

Themenportal Europäische Geschichte

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der zuletzt neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essay/Artikel:

Matthäus Feigk: Die transnationalen Netzwerke protestantischer Missionsgesellschaften nach dem Ersten Weltkrieg und das Missionstreffen von Oegstgeest 1920.
Abstract:
Auf der Fotografie von 1920 hat sich im Vordergrund eine Personengruppe in zwei Reihen − die vordere auf Holzstühlen sitzend, die hintere stehend − arrangiert. Im Hintergrund erkennt man die mit Efeu bewachsene Hausecke eines Backsteingebäudes. Links von der Gruppe sind ein Durchgang mit dreistufiger Treppe, direkt dahinter und am rechten Bildrand zwei Fenster zu sehen. Die Personen rechts der Bildmitte stehen bzw. sitzen mit ihren Stühlen im Gras eines Vorgartens. Die zwölf Männer und eine Frau nehmen größtenteils eine steife Haltung ein. Die meisten schauen ernst, einige verhalten lächelnd, in Richtung der Kamera. Ein Mann hält einen Papierbogen in seiner Hand. Der durch die Haltung und Mimik der Fotografierten entstehende Eindruck konzentrierter Anspannung lässt auf einen formalen Anlass schließen, in dessen Rahmen das Bild entstand. Tatsächlich dürften die ernsten Mienen der Teilnehmer nicht ausschließlich auf die intensive Arbeitsatmosphäre einer Sitzung zurückzuführen sein.
Die meisten der hier zu sehenden Teilnehmer gehörten als Briten und Deutsche Nationen an, die sich anderthalb Jahre zuvor noch als Feinde im Ersten Weltkrieg gegenübergestanden hatten. Gleichzeitig blickten sie auf eine weit in die Vorkriegszeit reichende Phase gemeinsamer Arbeit zurück. Grundlage dieser internationalen Kooperation hatte das aus den pietistischen Wurzeln vieler protestantischer Missionsgesellschaften übernommene Prinzip der sogenannten „Reich-Gottes-Arbeit“ gebildet, also die Vorstellung, durch das Bekehren möglichst vieler Nicht-Christen auf die baldige Wiederkehr Christi hinzuarbeiten. In der Konsequenz galt das kommende Reich Gottes vielen überzeugten Christen als ihr eigentliches Vaterland, was weltliche Staatsgrenzen und ethnische Unterschiede verblassen ließ. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte, 2017, <http://www.europa.clio-online.de/essay/id/artikel-4202>.

Jochen Oltmer: Ein deutsches Asylrecht am Ende der Weimarer Republik? Das Auslieferungsasyl in Westeuropa und seine Grenzen.
Abstract:
1948 formulierte die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen erstmals ein individuelles Asylrecht. Artikel 14, Absatz 1 lautet: „Jeder Mensch hat das Recht, in anderen Ländern vor Verfolgungen Asyl zu suchen und zu genießen.“ Nur selten allerdings wurde diese Formel in nationales Recht überführt. Eine Ausnahme bildete die Bundesrepublik Deutschland. Artikel 16, Absatz 2, Satz 2 des Grundgesetzes bot mit der (den Wortlaut der Menschenrechtserklärung aufnehmenden) Formulierung „Politisch Verfolgte genießen Asylrecht“ ein im internationalen Vergleich weitreichendes Grundrecht auf Schutz.
Der Parlamentarische Rat sah 1948/49 eine enge Verbindung von Asylrecht und Auslieferungsrecht; denn Satz 1 von Absatz 2 des Artikels 16 lautete: „Kein Deutscher darf an das Ausland ausgeliefert werden“. Die Debatten des Parlamentarischen Rates um die Formulierung des Asylrechts kreisten sogar ganz vornehmlich um das Thema Auslieferung: Seine Mitglieder glaubten, dass diejenigen, die das Asylrecht im Westen zukünftig in Anspruch nähmen, aus der Sowjetischen Besatzungszone im Osten Deutschlands kämen. Um eine Auslieferung, Abweisung oder Ausweisung von in der SBZ politisch Verfolgten zu verhindern, gälte es, ein möglichst offenes Asylrecht zu entwickeln; jede Präzisierung des Asylartikels könne eine Beschränkung der Möglichkeit der Aufnahme von Deutschen aus der SBZ mit sich bringen. Die Konkurrenz der politischen Systeme in Ost und West im Kontext des Kalten Krieges und die bevorstehende Teilung Deutschlands bildeten mithin die wesentliche Perspektive für die Formulierung eines offenen Grundrechts auf Asyl. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte, 2017, <http://www.europa.clio-online.de/essay/id/artikel-4201>.

Material/Quellenauszug:

Oegstgeest 1920. First meeting with Germans after the war (16. bis 18. April 1920). In: Themenportal Europäische Geschichte, 2017, <http://www.europa.clio-online.de/quelle/id/artikel-4200>.

Auszüge aus den Ansprachen der Abgeordneten Dr. Ludwig Marum (SPD) und Dr. Eduard Ludwig Alexander (KPD) anlässlich der Zweiten Beratung des Deutschen Auslieferungsgesetzes (2. Dezember 1929). In: Themenportal Europäische Geschichte, 29.06.2017, <http://www.europa.clio-online.de/quelle/id/artikel-4199>.

Das Themenportal Europäische Geschichte veröffentlicht seit 2006 unter der Adresse <http://www.europa.clio-online.de> Materialien (Textdokumente, Statistiken, Bilder und Karten), Darstellungen und Debatten zur Geschichte Europas und der Europäer/innen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Nutzerinnen und Nutzer, die gerne mit eigenen Beiträgen mitwirken möchten, werden um Vorschläge gebeten. Schreiben Sie bitte an die Redaktion <clio.europa-redaktion@geschichte.hu-berlin.de>. Über die Auswahl und Annahme von Beiträgen entscheidet das Herausgeberkollegium aufgrund eines unkomplizierten Evaluationsverfahrens. Weitere Informationen zur Zielstellung und Konzeption des Projektes finden Sie auf den Webseiten des Projektes.

Im Namen der Herausgeberinnen und Herausgeber des Themenportals wünschen ich Ihnen erfolgreiche wie auch erholsame Semesterferien.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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Published on
09.07.2017
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