R. Grote u.a. (Hg.): Religionsfreiheit

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Title
Religionsfreiheit zwischen individueller Selbstbestimmung, Minderheitenschutz und Staatskirchenrecht. Völker- und verfassungsrechtliche Perspektiven


Author(s)
Grote, Rainer; Marauhn, Thilo
Series
Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht 146
Published
Berlin 2001: Springer Gabler
Extent
632 S.
Price
€ 99,95
Rezensiert für 'Connections' und H-Soz-Kult von:
Helmut Goerlich, Juristenfakultät, Universität Leipzig

Der umfangreiche Sammelband gibt die Referate und die Diskussion eines Symposions aus dem Jahre 2000 wieder, das der Feier des 75-jährigen Bestehens des heute Heidelberger Max Planck Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerecht diente.

Nach einem Vorwort der Herausgeber sind die Beiträge in drei Teilen angeordnet. Der erste - überschrieben Religionsfreiheit als universales Konzept - handelt von dieser Freiheit im Spiegel völkervertraglicher Vereinbarungen zur politischen und territorialen Neuordnung (R. Grote), dem völkerrechtlichen Schutz religiöser Minderheiten und ihrer Mitglieder (R. Wolfrum), Religionsfreiheit und internationalem Menschenrechtsschutz (J. A. Frowein) und der Frage nach der Relativierung universeller Menschenrechte durch die Religionsfreiheit? (D. Richter). Der zweite Teil - überschrieben Selbstbestimmung und staatliche Rahmenordnung - befasst sich mit der Frage Staatskirchenrecht oder Religionsverfassungsrecht? (Ch. Walter), Religionsfreiheit als Gleichheitsanspruch und Gleichheitsproblem (Th. Giegerich), Staatlicher Bildungsauftrag und religiöse Selbstbestimmung (Ch. Langenfeld), Zur Bedeutung religiöser Symbole für die Auslegung staatlicher Normen (Ch. Benedict) sowie kirchlichem sanctuarium als rechtsfreier Raum? (R. Bank). Der letzte Teil enthält Beiträge zur Bedürfnis- und Bedeutungsadäquanz rechtlicher Organisationsformen von Religionsgemeinschaften (Th. Marauhn), zu staatlichen und religionsautonomen Gerichtsbarkeit (K. Oellers-Frahm), zu korporativer Religionsfreiheit und sozialer Gerechtigkeit (M. Hartwig) sowie schließlich zu Religionsgemeinschaften und wirtschaftlicher Tätigkeiten (V. Röben). Am Ende finden sich die - ähnlich wie die Beiträge geordnete - Diskussionsbeiträge sowie ein Teilnehmerverzeichnis, nicht aber ein Sachregister - was sehr bedauerlich ist.

Der Band leidet inzwischen an Folgen der Schnelllebigkeit des Gebiets, die besonders daran liegt, dass in sehr vielen Rechtsordnungen die sozialen und religiösen Strukturen der Gesellschaft zu immer neuen Fragestellungen führen, deren Antworten zur Lösung von Konflikten heranzuziehen sind. Insbesondere gibt es immer wieder neue Entscheidungen, gerade auf diesem Gebiet nicht nur in Deutschland. Aber die Grundfragen vieler dieser Konflikte waren schon vor wenigen Jahren gegenwärtig. Deswegen ist es immer noch sehr nützlich, den Band heranzuziehen. Dass das Institut sich diesen Fragen widmete, liegt sicher auch an der Präsenz seines damaligen Seniors im Direktorium, Jochen Abr. Frowein, der auch als Mitglied der Europäischen Menschenrechtskommission und Autor ein genuines Interesse für diese Gegenstände entwickelt hatte. Angesichts der Aktualität der Fragen auch im Europarecht wird sicher auch sein Nachfolger, Armin von Bogdandy, derartige Veranstaltungen auf den Weg bringen, zumal er einen Band mit Beiträgen führender Nachwuchswissenschaftler zum europäischen Verfassungsrechts herausgibt. Er greift damit aber zugleich über das Institut hinaus, während der angezeigte Band - mit Ausnahme von Frau Langenfeld - dessen damalige Mitarbeiter präsentiert. Das führt naturgemäß auch dazu, dass die Arbeiten nicht in dem Maße interessengeleitet sind wie dies dann der Fall ist, wenn vor allem Fachvertreter mit unmittelbaren Bindungen zu kirchlichen oder auf andere Weise religionsgeprägten Verbänden das Meinungsbild prägen. Gerade deshalb ist der Band sehr zu begrüßen, weil er zu einem Aufbrechen solcher Strukturen beiträgt, obwohl unter den eingeladenen Kollegen mancher anzutreffen ist, der die gerade genannten Merkmale sehr wohl erfüllt. Alles in allem also ein wichtiges Buch, dem man eine Art Neuauflage in einigen Jahren wünscht, etwa in Form eines erneuten Symposions zu dem Gegenstand.

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Published on
01.07.2005
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Diese Rezension entstand im Rahmen des Fachforums 'Connections'. http://www.connections.clio-online.net/
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