Themenportal „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.): Newsletter 08/2019

Themenportal Europäische Geschichte

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Hannes Siegrist, Universität Leipzig

Newsletter 08/2019 des Themenportals „Europäische Geschichte“ (18.-21. Jh.)

Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-Kult,

nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der zuletzt neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.

Essay/Artikel:

Reiner Prass, Forschungsreise und Wissensproduktion in Afrika in der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Abstract:
Der Essay erörtert die Frage, unter welchen Bedingungen europäische Forschungsreisende in Afrika ihr Wissen über den Kontinent, seine Natur und seine Kulturen zusammentrugen. Bisher wurde dies anhand später publizierter Reiseberichte untersucht, aber schon während ihrer Reise sandten Forscher regelmäßig Briefe und Berichte an ihre Familie, Freunde und Kollegen, um von ihren Erlebnissen und Ergebnissen zu berichten. Diese bisher noch weitgehend unberücksichtigten Quellen erlauben Einblicke in Gefühlswelten von Forschungsreisenden, die sie in ihren offiziellen Berichten verschwiegen. Sie zeigen Menschen im Feld zwischen Neugier und Langeweile, Selbstsicherheit und Ungewissheiten. Dies wird anhand zweier Briefe diskutiert, die der Stuttgarter Afrikareisende Gottlob Theodor Kinzelbach am 21. und 22. September 1861 einem „Fräulein“ bzw. August Petermann, dem Herausgeber von Petermanns Geographischen Mitteilungen, aus Keren (Eritrea) zusandte. Während Kinzelbach in dem Brief an Petermann nur Probleme mit der Gesundheit und wissenschaftlichen Instrumenten erwähnt, äußert er sich in dem Brief an das „Fräeulein“ in zum Teil drastischen Formulierungen darüber, wie unwohl er sich fühlt und dass er sich aus lauter Langeweile in die Arbeit stürzt. Dieses Unwohlsein entstand sowohl durch seine Lebensbedingungen als auch durch seine Abneigung gegenüber der äthiopischen Bevölkerung und den anderen europäischen Teilnehmern der Expedition. Die Briefe widerlegen überkommene Heroengeschichten europäischer Forschungsreisender, und sie zeigen, dass ihre Berichte sehr viel über sie selbst, ihre Erwartungen und individuellen Perspektiven aussagen. (…)
In: Themenportal Europäische Geschichte, 2019, <https://www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1728>.

Magda Wlostowska, Der erste schwul-lesbische Newsletter der Volksrepublik Polen – ein Beispiel für transnationale politische Interaktionen.
Abstract:
Mitte der 1980er-Jahre erschienen in der Volksrepublik Polen in unregelmäßigen Abständen kleine Auflagen eines schreibmaschinengeschriebenen mehrseitigen Newsletters. Die kurzen Textezirkulierten inoffiziell, etwa indem sie von ihren Lesern (und wenigen Leserinnen) per Hand abgeschrieben oder – falls es möglich war – fotokopiert und an interessierte Bekannte weitergereicht wurden. Für die damalige Zeit ist dies in Polen, in dem sich seit Jahren oppositionelle Gruppen klandestin gegen einen autoritären Staatssozialismus organisierten, sicherlich kein ungewöhnliches Phänomen – wovon allein das vom Institut für Nationales Gedenken betriebene Onlinearchiv der polnischen Untergrundpresse einen Eindruck vermitteln mag. Bemerkenswert an diesen kurzen, zwischen 1983 und 1987 erschienenen Publikationen war allerdings ihre Zielgruppe: Sie richteten sich offen an Homosexuelle, an männerliebende Männer und sporadisch an frauenliebende Frauen. Das war neu, denn obwohl Homosexualität, verstanden als sexueller Akt zwischen Erwachsenen gleichen Geschlechts, in der Volksrepublik Polen nicht gesetzlich verboten war, stießen gleichgeschlechtliche Liebe und Lebensweise auf Ablehnung, bestenfalls Ignoranz,wurden vielfach mit einem gesellschaftlichen Tabu belegt und konnten oftmals nur im privaten oder nichtöffentlichen Raum gelebt werden. Damit unterschied sich die Lage von polnischen Homosexuellen in der damaligen Zeit nicht wesentlich von der Homosexueller in westlichen europäischen Ländern wie etwa der Bundesrepublik Deutschland.Schließlich war dort erst seit den 1970er-Jahren (männliche) gleichgeschlechtliche Sexualität straffrei, und auch diese Errungenschaft der Homosexuellenrechtsbewegung konnte nicht über die Diskriminierungen hinwegtäuschen, mit denen Lesben und Schwule in der Bundesrepublik konfrontiert waren. (…)
In: Themenportal Europäische Geschichte, 2019, <https://www.europa.clio-online.de/essay/id/fdae-1982>.

Material/Quellenauszug:

Auszüge aus zwei Briefen Gottlob Theodor Kinzelbachs vom 21. und 22. September 1861 aus Keren (Eritera). In: Themenportal Europäische Geschichte, 2019, <https://www.europa.clio-online.de/quelle/id/q63-28580>.

Erster Newsletter des Eastern Europe Information Pools in der Volksrepublik Polen aus dem Frühjahr 1983. In: Themenportal Europäische Geschichte, 2019, <https://www.europa.clio-online.de/quelle/id/q63-28583>.

Das Themenportal Europäische Geschichte veröffentlicht seit 2006 unter der Adresse <http://www.europa.clio-online.de> Materialien (Textdokumente, Statistiken, Bilder und Karten), Darstellungen und Debatten zur Geschichte Europas und der Europäer/innen vom 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Nutzerinnen und Nutzer, die gerne mit eigenen Beiträgen mitwirken möchten, werden um Vorschläge gebeten. Schreiben Sie bitte an die Redaktion <clio.europa-redaktion@geschichte.hu-berlin.de>. Über die Auswahl und Annahme von Beiträgen entscheidet das Herausgeberkollegium aufgrund eines unkomplizierten Evaluationsverfahrens. Weitere Informationen zur Zielstellung und Konzeption des Projektes finden Sie auf den Webseiten des Projektes.

Im Namen der Herausgeberinnen und Herausgeber des Themenportals wünschen ich Ihnen erfolgreiche wie auch erholsame Semesterferien.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Hannes Siegrist (Leipzig), Sprecher des Herausgeberkollegiums

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12.09.2019
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