Dieser Podcast ist das Resultat eines Seminars zu Spolien im Mittelalter im Sommersemester 2021. Die Reihe beschäftigt sich mit dem Transfer von Artefakten und deren Wiederverwendung und Neukontextualisierung seit dem Mittelalter. Jede Folge nimmt ein bekanntes Objekt oder eine Objektgruppe in den Blick und fragt nach deren Objektbiographie. In der aktuellen Debatte werden die Artefakte häufig mit dem Begriff der Beute oder des Kulturraubs belegt, doch besonders bei den mittelalterlichen Objekten lassen sich moderne Kriterien schlecht anwenden. Einerseits, weil das Ausstellen „fremder“ Artefakte eine sehr übliche Praxis war und die Aneignung nicht immer durch Kulturraub erzwungen wurde. Andererseits sind die mittelalterlichen Aneignungspraktiken oft nur schlecht dokumentiert, so dass eine eindeutige Einordnung oft schwerfällt. Die Artefakte und die Umstände ihrer Rekontextualisierung selbst stellen daher häufig die wichtigste materielle Quelle zu ihrem Verständnis dar. Die hier versuchte Ausweitung der Diskussion auf vormoderne Momente der Wiederverwendung führt vor Augen, wie verbreitet die Aneignung vermeintlich fremder Artefakte war und wie wenig erprobte Erklärungsmuster aus der Epoche des Nationalismus greifen. Diese Objekte konterkarieren das Bild einer einheitlichen („reinen“) Kultur und werfen ein Schlaglicht auf das große Interesse an der transkulturellen Verflechtung der eigenen mit anderen visuellen Traditionen.