Seit dem Jahr 2003 veranstaltet das IFK seine jährliche Akademie. Das IFK verbindet damit folgende Ziele:
- Stärkung kulturwissenschaftlicher Verfahren und Perspektiven in den Humanwissenschaften
- Nachwuchsförderung im Wege einer intensiven Zusammenarbeit von jungen und arrivierten ForscherInnen.
ZIELGRUPPE: DoktorandInnen und PostdoktorandInnen, die nicht älter als 35 Jahre sind und ein zentrales Interesse am Projekt der Kulturwissenschaften und cultural studies haben.
RAHMENTHEMA 2006: A SENSE OF PLACE - ZUR RÄUMLICHKEIT VON KULTUR
Die historischen und sozialen Dimensionen von Kulturen lassen sich auch als ihre zeitlichen und räumlichen Artikulationen lesen. Das überlieferte Erbe und die aktuell realisierten Erscheinungen einer Kultur werden nicht nur an räumliche Verhältnisse angepasst, sondern prägen ihrerseits die Repräsentationen von Orten und die Struktur raumgebundener kultureller Praktiken. Die Kultur findet so ihren Ausdruck im Raum, und die Geographie schreibt sich dieserart als angeeigneter und sinnerfüllter Raum in das Symbolische ein. Das Sichverhalten der Menschen zu ihren Lebensumständen ist damit nicht nur eine Frage von Dispositionen und Praktiken, sondern ebenso eine Frage des Sichverortens, also der Situierung in Raum und Zeit. Selbst die dem Prozess der Globalisierung innewohnende Tendenz, Regionen und Städte über große Distanzen in einen verschärften Wettstreit um Ressourcen und Kapital zu zwingen, verringert keineswegs die Bedeutung von Räumen und Orten, sondern verstärkt eher die Wirkung territorial gebundener und ortsabhängiger kultureller Besonderheiten. Gestaltete und ungestaltete "Natur", Nationalstaaten, schwache und starke Lokalitäten, regionale Sozialstrukturen und Identitäten, Haushalte und der Habitus des Ortes bestimmen weiterhin das Leben der Menschen, seien sie nun arm oder reich. So besehen hat sich die deutschsprachige kulturwissenschaftliche Debatte nach dem Zweiten Weltkrieg sehr weit von den topographischen Voraussetzungen und Rahmungen kultureller Phänomene entfernt - nach Parolen wie "Volk ohne Raum" oder "Blut und Boden" ist dies nicht verwunderlich. Die rezente Zunahme offensichtlich raumgebundener Verhaltensweisen - von der Guerilla bis hin zum Massentourismus und der Wirtschaftsmigration - die Rückkehr "Heimat"-orientierter Rhetoriken und Praktiken sowie die Formulierung lokaler "Reserven" gegenüber supranationalen Phänomenen legen jedoch eine Revision kulturwissenschaftlicher Perspektiven in Begriffen des Raumes nahe. In der IFK_Sommerakademie soll es daher um die Repräsentationen von Räumen, Territorien und Orten, um die Übersetzung von Geographie in Landschaften, um die Kulturen der Überschreitung räumlicher Grenzen und um die räumliche Begrenzung und Ausdifferenzierung von Kultur gehen.
Arbeitsablauf:
Die verschiedenen Subthemen werden in einzelnen Blöcken mit Referaten verhandelt. Die TeilnehmerInnen verpflichten sich zur Übernahme eines Arbeitsthemas. Um eine intensive Diskussion und einen ausgeglichenen Wissensstand der StipendiatInnen zu garantieren, wird die Lektüre von grundlegenden Texten bzw. Dokumenten, die als Arbeitsunterlagen im voraus zugesandt werden, vorausgesetzt.
IFK_faculty:
Leitung: Prof. Dr. Thomas Hauschild, Ethnologie und Zentrum für Allgemeine Kulturwissenschaften, Universität Tübingen
Weitere Mitglieder:
PD Dr. Iris Därmann, Philosophie und Institut für Kulturtheorie, Universität Lüneburg
Dr. Kirsten Mahlke, Romanistik und interdisziplinäre Nachwuchsgruppe, Universität Konstanz
Prof. Dr. Christof Parnreiter, Institut für Geographie, Universität Hamburg
Prof. Dr. Erhard Schüttpelz, Germanistik und Medienwissenschaft, Universität Siegen
Stipendienumfang: Alle erfolgreichen BewerberInnen, insgesamt maximal 20 Personen, erhalten vom IFK ein Stipendium, das Unterbringung im Einzelzimmer und Verpflegung sowie die Bereitstellung der Arbeitsunterlagen beinhaltet. Reisekosten sind selbst zu tragen.
Ende der Bewerbungsfrist: 6. März 2006 (Datum des Poststempels).
Die Anträge sind per Post an das IFK, z.Hd. Dr. Lutz Musner zu senden.