Die Tagung strebt danach, die Geschichte und Gegenwart der Migration von Deutschen und Polen vergleichend darzustellen. Die Geschichte der polnischen und deutschen Auswanderung nach Übersee insbesondere im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zeigt, dass die Migrationsströme der beiden Bevölkerungsgruppen über die Jahrzehnte in gewissem Grade voneinander abhängig und beeinflusst waren. Die unmittelbare Nachbarschaft der beiden Bevölkerungsgruppen auf dem Alten Kontinent – in den deutschen, polnischen sowie russischen Gebieten – hatte nicht selten einen entscheidenden Einfluß auf die Wanderungsoptionen und die Wahl der Ansiedlungsorte. Infolge der Kettenmigration wanderte eine Gruppe der anderen nach. Der Blick auf die Hintergründe der binnenkontinentalen Migrationsbewegungen und das Wanderungsgeschehen in den Herkunftsregionen verspricht zentrale Aufschlüsse auf die Bedingungen, Formen und Folgen der überseeischen Emigration von Deutschen und Polen. Über die Analyse der jeweiligen Migrationsströme hinaus geht es um die Situation in den jeweiligen Ansiedlungsorten in Europa und Nordamerika in Hinblick auf die interethnischen Beziehungen.
Die historische Perspektive soll die Wurzeln der aktuellen Migrationsbewegungen im deutsch-polnischen Kontext beleuchten. Diesen gegenwärtigen Migrationsbeziehungen widmet sich der zweite Teil der Tagung. Es sollen unterschiedliche Gruppen der polnischen Immigranten in Deutschland ins Visier genommen und ihre Situation vor dem Hintergrund anderer Einwanderer in der Bundesrepublik geschildert werden. Es werden ausdrücklich auch Beiträge begrüßt, welche die Mobilität aus Deutschland nach Polen untersuchen oder sich mit Aspekten der deutschen und polnischen Migrationspolitik in Vergangenheit und Gegenwart auseinandersetzen.
Wir laden zur Teilnahme ein und rufen zur Einreichung von Beiträgen auf, die sich einem der folgenden Themenblöcke widmen:
1.Verflochtene Migrationswege
Wanderungen in Ostmitteleuropa Ende 19./Anfang 20. Jahrhundert; verstärkte Migrationsbewegungen infolge von Agrarmodernisierung, Industrialisierung, Nationalismus und Antisemitismus sowie politisch-territoriale Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg
2.Kettenwanderung aus Europa über ethnische Zugehörigkeiten hinweg
Deutsche und Polen in Nordamerika: Aspekte der Aufnahme und Integration, Bildung von Diasporabevölkerungen und gegenseitige Wahrnehmung
3.„Rückkehr historischer Migrationsmuster” nach 1989
Polnische Immigranten im heutigen Deutschland; temporäre und zirkuläre Migration; Feminisierung der Migration und Verfestigung der traditionellen geschlechtsbezogenen Berufsverteilung; kontrollierte Migration von Hochqualifizierten, Ansiedlungszentren alter und neuer Einwanderer; sozio-ökonomische und sozio-kulturelle Dimensionen der Einwanderung
4.Steuerung von Migrationsprozessen
Polnische Immigranten und Entstehung der deutschen Migrationspolitik Ende des 19. und im Laufe des 20. Jahrhundert; polnisch-deutsche politische Migrationsbeziehungen; verstärkte staatliche Kontroll- und Steuerungsinteressen im Migrationsbereich
5.Rückwanderungen. Historische und zeitgenösische Perspektive
Die wissenschaftliche Leitung und Organisation der Tagung liegt bei Prof. Dr. Dorota Praszałowicz (Universität Krakau) und Anna Sosna (Universität Osnabrück). Zur aktiven Teilnahme laden wir Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Soziologie, Geschichte, Anthropologie, Demographie, Ökonomie, Kultur- und Politikwissenschaften sowie benachbarten Disziplinen ein. Anträge zur Finanzierung der Tagungskosten sind gestellt. Die Konferenz findet auf Polnisch und Deutsch mit Simultanübersetzung statt. Vorschläge für Vorträge (max. 2 Seiten) zusammen mit einer kurzen biographischen Notiz (max. 0,5 Seite) bitten wir bis zum 10. Oktober 2010 an die folgende Email-Adresse zu übersenden:
asosna@uni-osnabrueck.de
Die Auswahl der Referate wird Ende Oktober bekannt gegeben