Netz-Metaphern finden seit geraumer Zeit in den vielfältigsten Diskursen und Kontexten fast inflationäre Verwendung – technologische, ökonomische, soziale und materielle Verflechtungen mögen nur einige Beispiele dafür sein. Es liegt sicherlich nicht zuletzt daran, dass Vernetzen, so Hartmut Böhme, „ein basaler modus operandi von Natur wie Kultur“ ist, dass Netzwerke zu „kulturelle[n] Leitmetaphern der modernen Gesellschaft und ihrer Wissenschaft“ geworden sind. Das Netzwerk erscheint dabei als selbstregulierendes Ordnungsregime, das nach den Prinzipien von Knoten und Verbindungen Entitäten im Raum organisiert. Dabei scheinen vor allem zwei Charakteristika wichtig: die räumliche Extension und die dynamische Dimension von Netzwerken.

Der Workshop will die Erkenntnismöglichkeiten und Grenzen des Netzwerkbegriffs für den europäischen Raum von 1800 bis 2000 ausloten. Das Konzept des Netzwerks eröffnet damit den Blick auf Verbindungen und Verflechtungen jenseits nationalstaatlicher Ordnungsschemata. Die Frage nach der zeitlichen, insbesondere aber nach der räumlichen Ausdehnung von Netzwerken bietet die Möglichkeit, Wege, Orte und Grenzen europäischer Verflechtungen zu erkunden. Neben konzeptuellen Erwägungen reichen die Themen von transnationalen Infrastrukturen über Wissens-, Organisations- und Korrespondenznetzwerke bis zu Netzwerken gesamteuropäischer Politik und Ökologie.