Im Schatten von Nürnberg. Transnationale Ahndung von NS-Verbrechen

Im Schatten von Nürnberg. Transnationale Ahndung von NS-Verbrechen

Veranstalter
Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften; Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten / Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen
Veranstaltungsort
Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen, Straße der Nationen 22, 16515 Oranienburg; Rathaus Pankow, Breite Str. 24 A, 13187 Berlin
Ort
Oranienburg / Berlin
Land
Deutschland
Vom - Bis
24.11.2016 - 26.11.2016
Deadline
15.11.2016
Von
Katarzyna Woniak

Im Kontext des 70. Jahrestags des Endes des Nürnberger Hauptprozesses im Jahr 2016 und aktuell geführter Debatten über das weitgehende Scheitern der nachkriegsdeutschen Justiz bei der Verfolgung der Täter lohnt sich eine Retrospektive und Reflexion der Geschichte der ersten NS-Prozesse sowie deren Folgen für spätere Aktivitäten auf diesem Feld. Ein Jahr nach der Nürnberger Urteilsverkündung hielt das sowjetische Militärtribunal der Garnison Berlin vom 23. Oktober bis zum 1. November 1947 im Berliner Stadtteil Pankow einen öffentlichen Prozess gegen einen Großteil der wichtigsten SS-Angehörigen des Kommandanturstabes aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen ab (bekannt als „Sachsenhausen-Prozess“). Aufgrund der Tatsache, dass es sich um den ersten öffentlichen sowjetischen Prozess außerhalb der Sowjetunion handelte, unterlag er einer politischen Instrumentalisierung sowie einer starken Medialisierung. Es traten aber auch ehemalige Häftlinge als Zeugen auf. Im Publikum saßen neben Anna Seghers auch Politiker wie Otto Grotewohl und Wilhelm Pieck. In der Presse waren zahlreiche Berichte zu finden, die auch die Perspektive der Opfer spiegelten.
Das CBH PAN organisiert im November 2016 gemeinsam mit der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen eine wissenschaftliche Konferenz über die Kontexte der Prozesse in Nürnberg und Pankow. Angesichts der unmittelbaren Nachbarschaft zum damaligen Verhandlungsraum im Rathaus Pankow soll auch über die Funktionen des authentischen Ortes diskutiert werden.

Programm

24. November 2016 Donnerstag (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen)
15.00-17.00 Führung durch die Gedenkstätte Sachsenhausen
18.00 Eröffnungsvorträge

Wolfgang Benz
Erschießen oder aburteilen? Interalliierte Beschlüsse zum Umgang mit den NS-Tätern

Andreas Wirsching (Institut für Zeitgeschichte München Berlin)
„Moralische Schuld" im NS-Regime zwischen Gewissen und Justiz

Anschließend Empfang

25. November 2016 Freitag (Rathaus Pankow, Berlin)
09.00 Begrüßung
Günter Morsch (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen)
Robert Traba (Zentrum für Historische Forschung Berlin PAN)

Panel 1: 09.30-11.00 - Nürnberg im Kontext
Kommentar & Moderation: Ingo Loose (Institut für Zeitgeschichte München Berlin)

Piotr Madajczyk (Instytut Studiów Politycznych PAN)
Raphael Lemkins Begriff des Genozids bei den justiziellen Verhandlungen

Andreas Mix (Memorium Nürnberger Prozesse)
International Military Tribunal Nürnberg und Nachfolgeprozesse

Marek Kornat (Instytut Historii PAN)
Nürnberger Prozesse aus polnischer Sicht

11.00-11.30 Kaffeepause / przerwa

Panel 2: 11.30-13.00 – Rezeptionen von Nürnberg? (I)
Kommentar & Moderation: Beate Fieseler (Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf)

Winfried Meyer (TU Berlin)
Der Pankower Prozess und seine Bedeutung

Klaus Dieter Müller (ehem. Stiftung Sächs. Gedenkstätten)
Todesstrafen sowjetischer Tribunale gegen Deutsche im Kontext der Verfolgung von NS- und Kriegsverbrechen

Enrico Heitzer (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen)
Die „Norweger“. Zur Rolle des sowjetischen Speziallagers Sachsenhausen bei der Verfolgung von NS- und Kriegsverbrechen

13.00-14.30 Mittagspause

Panel 3: 14.30-16-30 Rezeptionen von Nürnberg? (II)
Kommentar & Moderation: Andrea Rudorff (Institut für Zeitgeschichte München-Berlin)

Julia Landau (Gedenkstätte Buchenwald)
Gewalt gegen Sowjetbürger. Ahndung von Gewalt gegen sowjetische Zivilbevölkerung und Zwangsarbeiter

Joanna Lubecka (Akademia Ignatianum; Institut für Nationales Gedenken in Krakau)
Der Rudolf Höß-Prozess und weitere polnische Prozesse

Klaus Bästlein (LStU Berlin)
Die Ahndung von NS-Verbrechen des KZ Außenlagers Husum-Schwesing

Thomas Schlemmer (Institut für Zeitgeschichte München Berlin)
Kein Nürnberg in Rom. Italien, die Alliierten und die Kriegsverbrecherfrage

18.00 – Filmabend

Film „Berlinskij Prozess (1947)
Film „Unprofessioneller Strang“ (1997)
Anschließend: Diskussion mit dem Filmwissenschaftler Andrzej Gwóźdź (Uniwersytet Śląski Katowice)
Moderation: Enrico Heitzer (Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen)

26. November 2016 Samstag (Rathaus Pankow, Berlin)

Panel 4: 09.00-10.30 Kommunikationsräume und Diplomatie
Kommentar & Moderation: Katarzyna Woniak (Zentrum für Historische Forschung PAN)

Dagi Knellessen (Simon-Dubnow-Institut Leipzig)
Transnationale Zeugenschaft – Jüdische Zeugen in den ersten Sobibor Verfahren 1949/50 in Frankfurt/Main und Westberlin

Dominika Uczkiewicz (Uniwersytet Wrocław)
Ahndung jenseits der Heimat. Die Polnische Exilregierung und die Frage der Bestrafung von NS-Kriegsverbrechern

Jan-Hinnerk Antons (Helmut-Schmidt-Universität Hamburg)
Auslieferung von NS-Verbrechern und -Kollaborateuren: Forderungen und Reaktionen

10.30-11.00 Kaffeepause

Panel 5: 11.00-12.30: Politisch-mediale Repräsentationen

Kommentar & Moderation: Łukasz Krzyżanowski (FU Berlin)

Piotr Małochwiej (Uniwersytet Wrocław)
Die NS-Prozesse in der polnischen Presse

Eric Le Bourhis (Institut des Sciences sociales du politique (CNRS/ENS Cachan), Nanterre)
NS-Verbrechen vor Gericht. Sowjetische Kriegsverbrecherprozesse 1943-1991

Maren Richter (Institut für Zeitgeschichte München Berlin)
Unbestrafte Kontinuitäten. Der Fall Gerhard Scheffler

13.00-14.00 Abschlussdiskussion
Das lange Versagen der Justiz und die „Lehren aus Nürnberg“

Moderation: Gunter Hofmann (Die Zeit)
Teilnehmer:
Paweł Machcewicz (Museum des Zweiten Weltkrieges in Danzig)
Werner Konitzer (Fritz Bauer Institut)
Günter Morsch (Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten)
Robert Traba (Zentrum für Historische Forschung Berlin PAN)

Die Tagung wird auf Deutsch und Polnisch simultan übersetzt.
Um Anmeldung wird bis zum 15. November gebeten.

Kontakt:
Dr. Katarzyna Woniak: katarzyna.woniak@cbh.pan.pl; tel: 030 48628545
Dr. Enrico Heitzer: heitzer@gedenkstaette-sachsenhausen.de; tel: 03301-810916

Kontakt

Dr. Katarzyna Woniak

Zentrum für Historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften

+49(30) 486 285 45
+49(30) 486 285 56
katarzyna.woniak@cbh.pan.pl

http://www.cbh.pan.pl