Romain Rolland und Deutschland im Ersten Weltkrieg: Verbindungen – Wahrnehmung – Rezeption

Romain Rolland und Deutschland im Ersten Weltkrieg: Verbindungen – Wahrnehmung – Rezeption

Organizer
PD Dr. Landry Charrier, Université Clermont Auvergne; PD Dr. Marina O. Hertrampf, Universität Regensburg
Venue
Universität Regensburg
Location
Regensburg
Country
Germany
From - Until
11.11.2017 - 11.11.2017
Deadline
15.03.2017
Website
By
PD Dr. Marina Ortrud Hertrampf

„Comment être plus négligé que ne l’est aujourd’hui Romain Rolland (1866-1944)?“ , fragte Florent Georgesco in einer Chronik, die anlässlich der Veröffentlichung von Rollands Journal de Vézelay in der Monde des livres erschienen ist. Heute ist diese mahnende Frage aus dem Jahr 2012 größtenteils überholt. Im Zuge der medialen wie wissenschaftlichen Begeisterung für den Ersten Weltkrieg ist Rollands Werk aus der Vergessenheit geraten, in die es im Laufe der Geschichte gefallen war. Mehrere Veröffentlichungen haben den Prozess der Wiederbelebung Rollands in Bewegung gebracht: Die Wiederveröffentlichung von Au-dessus de la mêlée (Paris: Petite Bibliothèque Payot, 2013) hat dabei sicher eine herausragende Rolle. Seit ihrem Erscheinen hat die Publikation, mit einem Vorwort von Christophe Prochasson, dem wohl bedeutendsten französischen Spezialisten, der sich mit der Kulturgeschichte des Ersten Weltkrieges beschäftigt, ein gewaltiges mediales Echo erfahren: Man denke an die Sendung von Guyonne de Montjou auf France Inter (29.01.2013), die sich mit der Re-Edition von Au-dessus de la mêlée beschäftigt , oder aber an den Artikel im Nouvel Observateur (22.03.2013) , der zu recht bekräftigt, dass die Wiederveröffentlichung des Büchleins mit der ablehnenden Skepsis Rolland gegenüber aufräumen könnte, die sich angesichts seiner zeitweisen Annäherung an den Stalinismus zu Beginn der 1930er Jahre verbreitet hatte. Auch die rezente Veröffentlichung der Korrespondenz von Romain Rolland und Stefan Zweig (1910-1940) dürfte eine wichtige Rolle bei der Wiederentdeckung Rollands gespielt haben. Da das große Medienecho bei der Fachwelt wie beim breiten Publikum angesichts der Wiederveröffentlichungen bereits 2013 stattfand, erfreut es umso mehr, dass diese Korrespondenz so viele neue Forschungsperspektiven eröffnet, dass sie das Interesse der Forscher zu Romain Rolland und Stefan Zweig auch weiterhin weckt. Weitere für die Forschung ebenso vielversprechende Projekte sind derzeit in Arbeit. Das wichtigste ist zweifelsohne das im Jahr 2014 von den Éditions Garnier lancierte Großprojekt, das Gesamtwerk von Romain Rolland (mit Ausnahme der Tagebücher und der Korrespondenzen) bis 2020 neu zu veröffentlichen. Die erste Gesamtwerkausgabe soll in acht Themenbereiche untergliedert sein und wird 24 – vielleicht sogar mehr – Bände umfassen. In jedem Falle eine eindrucksvolle Anzahl, die den Stellenwert des Autors in dem „Jahrhundert der Intellektuellen“ (Michel Winock) verdeutlicht. Der von Landry Charrier bearbeitete 22. Band wird voraussichtlich Ende 2017 erscheinen und beinhaltet mit Au-dessus de la mêlée (1915) und Les Précurseurs (1919) zwei Werke, die bekanntermaßen Deutschland ins Zentrum der Debatte stellen. Diese Veröffentlichung soll zum Anlass genommen werden, die direkte wie indirekte Beziehung, die Romain Rolland während des Krieges zu Deutschland einnahm und wie er diese in seinen Schriften darstellte, neu zu bewerten. Seit der 1962 von Marcelle Kempf vorgelegten Studie und der ein Jahr später abgeschlossenen Dissertation von René Cheval wurde die Thematik nicht mehr in ihrer Breite untersucht – und dies, obwohl sie zum Verständnis der Person Romain Rollands aber auch eines ganzen Stücks deutsch-französischer Geistesgeschichte von herausragender Bedeutung ist. Kürzlich haben einige Forscher bislang noch unbearbeitet Schriften und Zeugnisse Rollands erschlossen und damit neue Forschungsperspektiven eröffnet, doch handelt es sich um Einzelstudien, die die Breite der Thematik keinesfalls erfassen können.
Das Kolloquium, das am 11. November 2017 zum 99. Jahrestag des Waffenstillstandes von Compiègne veranstaltet wird, möchte einen Beitrag dazu leisten, diese Lücke zu schließen. Im Zentrum der Diskussion sollen dabei drei Schlüsselbegriffe stehen: Verbindungen, Wahrnehmung und Rezeption. Sich der besonderen zeitlichen Fokussierung der Fragestellung – dem „penser par cas“ im Sinne Jacques Revels – wohl bewusst, soll die maßgebliche Bedeutung der Phase von 1914 bis 1919, dem Jahr der Déclaration de l'indépendance de l'Esprit, für Rolland untersucht werden, ohne dabei jedoch die großen Zusammenhänge aus den Augen zu verlieren. Besonderes Augenmerk wird Beitragsvorschlägen geschenkt werden, die sich mit bislang noch gar nicht oder wenig erforschten Aspekten beschäftigen oder eine Neuperspektivierung bereits bearbeiteter Gegenstände vornehmen.
Bitte schicken Sie Ihren Vortragsvorschlag mit einem kurzen Abstract im Umfang von ca. 300 Wörtern zusammen mit einer kurzen Biobibliographie bis 15. März 2017 an Landry Charrier (landry.charrier@univ-bpclermont.fr) und Marina O. Hertrampf (marina.Hertrampf@sprachlit.uni-regensburg.de). Sie werden bis 31. März 2017 über die Annahme Ihres Vortragsvorschlages informiert. Tagungssprachen sind Deutsch und Französisch. Die Tagungsakten werden im Anschluss an das Kolloquium publiziert.

Programm

Contact (announcement)

Marina Ortrud Hertrampf

Institut für Romanistik, Universität Regensburg
Universitätsstrasse 31, 93053 Regensburg

marina.hertrampf@ur.de


Editors Information
Published on
01.11.2016