Das Buch beschreibt die weltweite Wende von organischen Brennstoffen und vormodernen, nachhaltigen Energieträgern hin zu fossilen Energieträgern im Zeitraum von ca. 1500 bis 1900. Im Zentrum steht die Steinkohle, um die sich diese Energiewende drehte, bis der Stoff im 20. Jahrhundert von Erdöl abgelöst wurde. Ausgangspunkte sind die Annahme, dass sich diese Energiewende mit der Generierung und Zirkulation von Wissen über Kohle erklären lässt, aber auch die Beobachtung, dass es sich um eine weltweite Entwicklung in einem Zusammenspiel von lokalen Kohlevorkommen und globalen Wissenszirkulationen handelte. Kohlevorkommen und Kohlewissen bedingten sich gegenseitig: Wo Kohle vorhanden war oder genutzt wurde, wurde auch die Forschung über sie vorangetrieben; und nur, wo Wissen und Techniken für die Erschließung verfügbar waren, konnte Kohle gefördert und genutzt werden.
Mit zahlreichen Quellen, vor allem (proto-)wissenschaftlichen Beschreibungen von Lagerstätten und Einsatzmethoden, zeichnet Wendt nach, wie Kohle und Wissen über Kohle gewonnen wurde und wie dieses Wissen zwischen Minen, Laboren oder Industrieanlagen weitergegeben wurde. Immer wieder setzt er Projekte zum Kohleabbau in den Kontext von territorialen Herrschaftskonflikten und Expansionen. Das Buch behandelt Kohle als ein epistemologisches Objekt, das eine Schlüsselstellung in politischen und wirtschaftlichen Dynamiken seit dem 16. Jahrhundert innehatte und insbesondere in Kolonialisierungsprozesse involviert war.
Während Versuche, Kohle zu gewinnen, bis vor die Antike zurückreichen, wird der Beginn der Kohlezeit auf das frühe 17. Jahrhundert in West- und Zentraleuropa datiert. Denn zu diesem Zeitpunkt entstanden neben dem reinen Abbau auch ein Markt für den europäischen Kohlehandel, Techniken für tiefschürfende Stollen oder frühe Taxonomien der Mischverhältnisse verschiedener Inhaltstoffe in der Kohle. Als diese Rahmenbedingungen ineinander griffen, erreichte die Zeit der Kohle eine neue Qualität. Das lässt sich beispielsweise an Vermarktungsstrategien erkennen. Ein Erfolgsfaktor für den Vertrieb von Kohle war der Qualm und Gestank aus der Verbrennung, die vom Schwefelgehalt abhängen und insbesondere in Städten zu Problemen führten. Schottische Kohle galt als weniger qualmintensiv, mit diesem Verkaufsargument zielten Händler im 17. Jahrhundert darauf, ihren Marktanteil in Kontinentaleuropa auszubauen (S. 66f).
Kohle wurde historisch erst wirkmächtig, so Wendts Ausgangsthese, als Wissen über ihre Brennfähigkeit, Gewinnung und Nutzung vorhanden war. Zwar war es auch schon im Mittelalter kein Geheimnis, dass Steinkohle unter der Erde zu finden ist und gut brennt, aber das Wissen war nicht so fortgeschritten, dass der Einsatz von Kohle günstiger gewesen wäre als andere Energieträger wie Holz oder Wasserkraft. Mit dieser Erklärung nutzt das Buch ein Konzept der "Wissensökonomie" (bzw. "Wissensoikonomie", der Text scheint sich in der Schreibweise nicht sicher zu sein) nach Ernst Mach (S. 25f, 57), wonach die Generierung von Wissen akkumulierend entlang einem Pfad des geringsten Widerstands verläuft. Die Kohleforschung folgte demnach bewusst oder unbewusst einem Kalkül aus eingesetzten Ressourcen und erwartetem Nutzen. Dass die Steinkohle sich in der Sattelzeit und nicht zu einem anderen Zeitpunkt weltweit durchsetzte, lag laut Wendt daran, dass zu dieser Periode genug Wissen vorhanden war, um ihr höheres Energiepotenzial zu nutzen und die Widrigkeiten bei ihrer Gewinnung zu überwinden.
Die Entstehung von Kohlewissen war durch zwei Faktoren bedingt: erstens den lokalen Bedingungen des Vorkommens und der Verwendung von Kohle, darunter die gegebenen Gesteinformationen, Bergbautechnologien oder metallverarbeitende Industrien, und zweitens den Austausch zwischen Kohleregionen. Diese Wissenszirkulationen verfolgt das Buch innerhalb von Europa und entlang den Routen der europäischen Expansion.
Ein Beispiel ist die Kohleforschung und der Bergbau in Sachsen und Preußen (Kap. 3.1). Berichte über Kohlefunde in der Region gehen zurück bis ins 16. Jahrhundert bei Georg Agricola. Aber die Verwendung als Brennstoff war zu diesem Zeitpunkt in der Region kaum etabliert, Holz und Holzkohle blieben bis ins 18. Jahrhundert vorherrschend. Andere Orte in Europa (England, Belgien, Frankreich) waren weiter fortgeschritten. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden im Kurfürstentum Sachsen Berichte von anderen Orten über Kohlevorkommen und die fortgeschrittene Nutzung genauer gelesen. Ein Netzwerk aus Gelehrten, u.a. Johann Friedrich Henckel und Carl Friedrich Zimmermann, stellte darauf aufbauend Untersuchungen über die Lagerung der Kohle und ihre Zusammensetzung rund um Freiberg, Halle und Zwickau an. Alexander von Humboldt engagierte sich für Vergleichsstudien zwischen der sächsischen Kohle und anderen Fundorten. Das Wissen aus Vergleichen trieb den Bergbau in Sachsen voran. Umgekehrt wurden Berichte über die sächsische Kohle auch in der Royal Society in England gelesen. Der Fall Sachsen zeigt, wie Kohlewissen sich innerhalb der tradierten und durch die Gesteinsformationen gegebenen Bahnen bewegte und durch schriftliche Zeugnisse von anderen Kohleorten so kontrastiert wurde, dass der lokale Abbau profitierte.
Ähnliche Dynamiken lassen sich in Schlesien beobachten (Kap. 4.2). Nach der Übernahme trieb Preußen den Kohlebergbau dort voran. Es existierten bereits Berichte über Kohlevorkommen in Schlesien, die aber um 1770 noch nicht systematisch und in industriellem Maßstab abgebaut wurden. Dafür richtete die Preußische Verwaltung unter Friedrich II. 1768 eine Bergbaukommission mit Carl Abraham Gerhard als Leiter ein, die systematische Erprobungen durchführte. Außerdem sorgte sie gezielt für den Transport und Absatz in andere Regionen, weil die Nachfrage nach Kohle in Schlesien selbst gering war. Freilich ist die Übernahme Schlesiens durch Preußen nicht ohne die Machtkämpfe zwischen den Großmächten um Europa und auch Übersee-Territorien im 18. Jahrhundert zu verstehen, von daher hat der preußische Aufbau der Kohleindustrie in Schlesien von vornherein auch eine globale Dimension. Das Buch beschreibt darüber hinausgehend die Erschließung der schlesischen Steinkohle als ein Expansionsprozess wie in Kolonien. Es handele sich demnach um ein "binneneuropäisch-koloniale[s] Bestreben einer Territorialmacht, die an überseeischen Besitzungen einen geringen Bedarf zu haben schien oder die kontinentale Beschränkung der eignen Lage erkannt hatte" (S. 252).
Mexiko ist ein weiterer Fall für die Pfadabhängigkeiten in der Entwicklung von Kohlewissen und Bergbau, in die kolonialen Interessen hereinspielten (Kap. 4.3). Hier fing die Kohlezeit vergleichsweise spät an und es entstand nie ein produktiver Kohlebergbau. Dies lag nicht an fehlenden Daten – Berichte über Steinkohlevorkommen reichen zurück bis ins 18. Jahrhundert, unter anderem bei Andrés Manuel del Rio oder Alexander von Humboldt. Tatsächlich gibt es einige Belege für Wiederentdeckungen von Vorkommen, deren Beschreibungen offenbar wieder vergessen waren. Wendt argumentiert, dass die mexikanische Kohle auch nicht schwieriger zu erreichen war als an anderen Orten. Widrigkeiten hätten überwunden werden können, so wie in anderen Regionen auch.
Allerdings liefert der Autor zwei Gründe dafür, dass die globale Kohlekonjunktur an Mexiko vorbeilief: Zum einen standen Eisen, Kupfer, Gold und vor allem Silber in Mexiko immer im Vordergrund und verdrängten die Kohle. Auch die US-amerikanische Armee interessierte sich um mexikanisch-amerikanischen Krieg 1846 vor allem für diese Stoffe. Zum anderen hatte Mexiko genug Holz und keinen Bedarf an weiteren Brennstoffen. Mit dem Friedensvertrag von Hidalgo 1848 verlor die Republik Mexiko dann die rohstoffreichen Gebiete nördlich des Río Bravo/Rio Grande. Dies hemmte die Industrialisierung im Land und bremste die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen. Als in den 1880er und 1890er umfassende Studien über die Rohstoffvorkommen in Mexiko veröffentlicht wurden, lag zwar das notwendige Wissen für einen Ausbau des Kohlebergbaus vor – das Land war aber bereits in die Erdölproduktion eingestiegen. Mexiko hat die Kohle so übersprungen.
Das Buch stellt das zeitgenössische Wissen über Kohle detailliert dar. Es ist prall gefüllt mit ausführlichen Quellenzitaten, die meisten davon Beschreibungen über Kohlefunde von Naturkundlern, Bürokraten oder Unternehmern. Die Kohle dient in diesem Buch nicht als Mittel zum Zweck eine größere Geschichte über Globalisierung, Kolonisierung oder Industrialisierung zu erzählen, wie es Studien über Rohstoffe wie Baumwolle, Zucker oder Kupfer getan haben. Vielmehr bestätigt es bestehende Narrative in der Wissensgeschichte der Kohle und ordnet sie in die Geschichtsschreibung von Stoffen, Energie und Naturwissen ein.
Der Reiz des Buches besteht darin, aus der aktuellen Klimakrise auf die Entwicklung des planetaren Kohle-Metabolismus zu blicken. Steinkohle hat den größten Anteil an der menschengemachten Erderwärmung, noch vor Öl und Gas (S. 25). Das Buch macht an einigen Stellen Referenzen zum menschengemachten Klimawandel, unter anderem mit der Feststellung, dass sich der Diskurs rund um den Treibhaus-Effekt und Dekarbonisierung sich bis in die 1880er Jahre zurückverfolgen lässt (S. 51, 63). Aber während der Schwede Svante Arrhenius die Folgen der Erderwärmung für den Menschen als eher positiv bewertete, machte der in Paris ausgebildete Kubaner Felipe Poey (1799-1891) sich größere Sorgen. Er forderte, Wälder zu pflanzen, um das Treibhausgas zu binden, blieb damit aber ohne Einfluss.
Doch das Buch bietet keine Handreichungen oder Kritik für aktuelle Debatten um die Energiewende. Möglicherweise hätte es damit an Relevanz gewonnen, denn es ließen sich einige Rückschlüsse aus der Geschichte der Kohle für ein klimaneutrales Energiesystem ziehen. Wissensarbeit ist auch für die aktuelle Energiewende entscheidend. Im Ausbau von Windkraft und Solar könnte man vergleichbare Konstellationen zwischen lokalen und globalen Dimensionen von Energiegewinnung erkennen, wie Wendt sie beschreibt. Wenn die dezentrale, lokale Gewinnung von Kohle und Kohlewissen ein entscheidender Faktor für den Erfolg der fossilen Energie war, dann wäre es interessant darüber nachzudenken, wie dieses Verhältnis für erneuerbare Energiegewinnung zu denken und planen wäre.
Insgesamt zeichnet das Buch ein umfassendes und detailliertes Bild der Kohlezeit. Die regionalen Fallbeispiele in Europa sowie Kanada, Mexiko, Kuba, den Philippinen und den britischen Kolonien im indischen und pazifischen Ozean sind gut gewählt. An manchen Stellen hätten Kürzungen dem Text gut getan, insbesondere bei längeren Quellenanalysen kann man sich in der Lektüre verlieren.
Wer neue Erzählungen für die Rohstoff- und Energiegeschichte sucht, wird eher nicht fündig. Das Buch nutzt etablierte Konzepte der Global- und Wissensgeschichte, diese werden schlüssig und gut belegt angewendet. Die Ausgangshypothese, dass Wissen zentral für die Energiewende war, überzeugt. Das Modell eines kumulativen Aufbaus von Wissen wird in der etablierten Wissensgeschichte skeptisch betrachtet, aber Wendt nutzt es sehr überzeugend, indem er Koh-lewissen regional abgrenzt und dann schlüssig die regionalen Pfadabhängigkeiten darlegt. Das Buch liefert damit eine gut verständliche Beschreibung der weltweiten fossilen Energiewende in ihren regionalen und nationalen Ausprägungen.