4 Promotionsstipendien "Arbeit in der sich globalisierenden Welt, 1880 bis heute. Historischer Wandel und gegenwärtige Effekte in Europa" (Bonn / Bielefeld)

4 Promotionsstipendien "Arbeit in der sich globalisierenden Welt, 1880 bis heute. Historischer Wandel und gegenwärtige Effekte in Europa" (Bonn / Bielefeld)

Institution
Friedrich-Ebert-Stiftung und Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS)
City/Place
Bonn/Bielefeld
Country
Germany
Deadline
15.09.2010
By
Dr. Ursula Bitzegeio

Arbeit in der sich globalisierenden Welt, 1880 bis heute. Historischer Wandel und gegenwärtige Effekte in Europa

Aus historischer Sicht hat der Wandel der Arbeitswelten in den postindustriellen (de-industrialisierten) Gesellschaften Europas weitreichende Konsequenzen für die Verfasstheit, das Verständnis und die Einschätzung von Arbeit, Arbeitern und Arbeiterbewegung. Eine Neuorientierung der Arbeitergeschichte setzte in den 1980er Jahren ein und beschleunigte sich am Beginn des 21. Jahrhunderts. Die neuen wissenschaftlichen Vorzeichen stellten die „scheinbare Eindeutigkeit“ und die Tragfähigkeit der aus der europäischen Hochindustzrialisierung stammenden Begriffe und Konzepte in Frage, die sich angesichts der „postmodernen Unübersichtlichkeit“ von Arbeitsverhältnissen als Fesseln erweisen.
Vor dem Hintergrund eines erweiterten Arbeitsbegriffs, der sich seit den 1980er Jahren entwickelt hat und zusehends auch in der historischen Forschung angekommen ist, und mit Blick auf einen stark betonte Ökonomie des Globalen werden bei neueren Untersuchungen vor allem Leistung, Qualifizierung, Vermarktlichung, Entgrenzung und die „Öffnung“ hierarchisch strukturierter Arbeitsorganisation als Indikatoren einschneidender Veränderungen erkannt. Als Folge von Globalisierung wird eine fortschreitende Polarisierung auch innerhalb der postindustriellen Gesellschaften und eine Ausdifferenzierung von Formen abhängiger Arbeit ausgemacht oder sogar der Untergang der Arbeitsgesellschaften prognostiziert. In der neueren historischen Forschung richtet sich der Blick verstärkt auch auf globale Zusammenhänge, die „Gender“-Perspektive, und wagt den „langen“ Blick.
Bei diesen zeitgeschichtlichen Diagnosen stehen bislang der Begriff, das Verständnis und die Einschätzung der Arbeit im Vordergrund, jedoch weniger ihre Praxis:
Dabei bieten Erfahrungen der Moderne, wie sie sich seit den Hochphasen von Kolonialisierung und Industrialisierung entwickelten und in der heutigen Globalisierung verstärken, der historischen Forschung neue Perspektiven, Arbeitswirklichkeiten zu rekonstruieren. Neben interdisziplinären und transnationalen Vergleichsebenen bietet die sozial- und wirtschaftsgeschichtlich weit ausgeleuchtete Moderne des 19. und 20. Jahrhunderts Raum, Gegen- und Vergleichsbilder zu identifizieren.5 Im Zentrum stehen die Fragen: Was ist am gegenwärtigen Umbruch der Arbeitswelten im Vergleich zum System der Arbeit, wie es sich in den letzten zwei Jahrhunderten entwickelt hat, spezifisch?. Welche Aus- und Langszeitwirkungen haben globale wirtschaftliche, kulturelle und mediale Vernetzungen auf die kulturellen Ausprägungen, die Sozialstruktur und die Politiken der europäischen Arbeitsgesellschaften?

Die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Bielefeld Graduate School in History and Sociology (BGHS) möchten Forschungen zu diesen Fragestellungen besonders stärken.Unser Interesse zielt auf Studien, den (nicht-) arbeitenden Menschen und die Veränderung seiner sozialen und gesellschaftlichen Position in den Blick nehmen, als auch der Entwicklung moderner europäischer Arbeitsgesellschaften insgesamt nachgehen.

Folgende Aspekte wären in den Studien von besonderer Relevanz:

- Die Auswirkungen, Rhythmen und Reichweiten der internationalen Arbeitsteilung, der globalen Finanzströme, von Konjunkturzyklen, der
medialen Vernetzung der Welt oder des grenzüberschreitenden Wissens- und Kulturtransfers auf den Wandel der Arbeitswelten in Europa.
- Die Geschichte der Leistung, Qualifizierung, Flexibilisierung, Subjektivierung und weitere Indikatoren des Werte- und Formenwandels der Arbeit.
- Periodisierung der Arbeitsgeschichte und der sektorale Wandel, wie zum Beispiel die Geschichte der Tertiarisierung und dem diesem Themenfeld inhärenten Problemen von Arbeit und Geschlecht.
- Prozesse und Auswirkungen von Deindustrialisierung und Arbeitsmigration in Europa in der Langzeitperspektive.
- Die Frage nach Netzwerken und Interaktionsräumen der Arbeitswelten über Staat- und Landesgrenzen hinaus; gemeint sind zum Beispiel Möglichkeiten und Grenzen transnationaler Arbeitsbeziehungen und Arbeitspolitiken oder Prozesse gesellschaftlicher und politischer Solidarisierung bzw. Entsolidarisierung durch Effekte einer globalisierten Wirtschaft.

Das Doktorandenprogramm „Arbeit in der sich globalisierenden Welt, 1880 bis heute. Historischer Wandel und gegenwärtige Effekte“ wird von der Friedrich-Ebert-Stiftung in einem Doktorandenprogramm unterstützt und ist an die Bielefeld Graduate School in History and Sociology angebunden, unter deren Dach die strukturierten Promotionsstudiengänge Studiengänge in der Geschichte und in der Soziologie angesiedelt sind.
Die Arbeiten werden am Lehrstuhl für die Geschichte moderner Gesellschaften an der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie von Prof. Thomas Welskopp betreut.

Bitte richten Sie Ihre Bewerbung bis zum 15. September 2010 an die Abteilung Studienförderung der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), Godesberger Allee 149, 53175 unter dem Stichwort „Doktorandenprogramm“.

Die Bewerbung sollte nach den Kriterien und Anforderungen der Studienförderung der FES erfolgen. Näheres erfahren sie unter: www.fes.de/studienfoerderung

Ihre Ansprechpartner in der FES sind Dr. Ursula Bitzegeio, Referat Public History / Ursula.Bitzegeio@fes.de und Sohel Ahmed, Abteilung Studienförderung / Sohel.Ahmed@fes.de.
Von Seiten der Universität Bielefeld und der BGHS sind dies die geschäftsführenden Koodinatorinnen Dr. Alexandra Hessling und Dr. Karen Holtmann, bghs@uni-bielefeld.de.