Die Herausgeber der „Zeitschrift für Weltgeschichte“ haben am 3. Juli 2015 in Barsinghausen über die Vergabe des diesjährigen Preises der Zeitschrift für Weltgeschichte für die beste Erstlingsarbeit zur Welt- und Global-Geschichte entschieden. Der Preis ist mit 2.000 Euro dotiert. Aus den neun eingereichten Arbeiten wurde mit knapper Mehrheit ausgewählt:
Ruben Quaas: Fair Trade. Eine global-lokale Geschichte am Beispiel des Kaffees, Köln-Weimar-Wien 2015, Böhlau-Verlag
Die Dissertation setzt sich zum Ziel, die Gründe für das Entstehen, den Wandel und die Kontinuität in der Geschichte des Fairen Handels am Beispiel des Kaffees zu untersuchen. Dabei stellt er einen Akteurszusammenhang, nämlich die Wechselwirkungen zwischen Produzenten und Abnehmern, ins Zentrum seiner Arbeit. Es gelingt ihm zu vermitteln, dass das Bild einer globalen Verbundenheit zwischen Produzenten und Abnehmern stets zentrales Element des Fairen Handels war, dass es sich aber dabei um eine lokale Projektion handelte, die auf der Abnehmerseite erzeugt wurde. Kaffee dient ihm dabei als „Prisma“, um verschiedene Aspekte der Aushandlung des Fairen Handels im Wechselverhältnis von Globalität und Lokalität exemplarisch zu fassen. Beeindruckend ist sein souveräner Umgang mit einer breiten interdisziplinären Literatur, die, neben Globalgeschichte, auch profunde Kenntnisse der Anthropologie und Soziologie unter Beweis stellt. Ebenfalls eindrucksvoll ist die enorme Belesenheit des Verfassers, der sich scheinbar mühelos in einem weiten Feld internationaler und interdisziplinärer Literatur älteren sowie neueren und neuesten Datums bewegt.
Im Ergebnis zeigt die Arbeit in einer mikrohistorisch überzeugenden und gleichzeitig politökonomisch durchdachten Analyse, dass sich Ende der 1980er Jahre im Feld des Fairen Handels zwei Lager heraus bildeten – „Utopisten“ vs. „Pragmatiker“ - die um die Zielsetzung des Fairen Handels kämpften. Die Utopisten verloren um 1989/90 massiv an Kapital und Einflussmöglichkeiten. In der Folge konnten die Pragmatiker eine Ausweitung der Absatzmöglichkeiten für fair gehandelten Kaffee durchsetzen.
Der Verfasser schreibt gut lesbar und verständlich. Alle verwendeten Begriffe werden unmittelbar definiert, alle Arbeitsschritte im Vorfeld erläutert und mit den vorherigen in Beziehung gesetzt. Damit wirkt die Arbeit inhaltlich gut fokussiert und formell strukturiert. Insgesamt handelt es sich um eine sehr originelle, sorgfältig recherchierte und gut aufgebaute Dissertation, welche die relevanteste sowie die neueste Literatur zum Thema kompetent einbezieht und durch eine besondere eigene Reflexion bereichert.