A. Hedin: The Politics of Social Networks

Title
The Politics of Social Networks. Interpersonal trust and institutional change in post-communist East-Germany


Author(s)
Hedin, Astrid
Series
Lund Politic Studies 118
Published
Extent
288 S.
Price
Rezensiert für 'Connections' und H-Soz-Kult von:
Thomas Adam, Department of History, The University of Texas, Arlington

Astrid Hedins soziologische Dissertation ist der Versuch die Transformation der SED in der Wendezeit mit Hilfe der „social network“ Theorie zu erklären. Fasziniert von der rapiden Demokratisierung in Osteuropa und der politischen Neuorientierung der ehemaligen kommunistischer Regierungsparteien, war Hedin neugierig herauszufinden, wie sich dieser Wandel im Detail vollzog. Der Fall der ostdeutschen PDS war dabei von großem Interesse für sie, da sich diese Partei als einzige der ehemaligen osteuropäischen kommunistischen Parteien innerhalb einer voll ausgeprägten Demokratie westeuropäischer Prägung zu behaupten hatte und darüber hinaus auch durch eine dezidierte Hinwendung zu feministischen Idealen auszeichnete. Der Autorin ging es darum herauszufinden, warum westdeutsche Feministen sich in einer ex-kommunistischen Partei engagierten und wie es möglich war, dass diese Partei feministische Konzepte (wie zum Beispiel die Idee, dass die Hälfte aller Abgeordneten Frauen sein sollten) so bereitwillig akzeptierte.

Auf der Basis von 30 Interviews mit ehemaligen und gegenwärtigen PDS-Funktionären und Abgeordneten aus dem Bundestag und den Landtagen entstand eine faszinierende Untersuchung über die interpersonellen Netzwerke, die es ermöglichten, dass eine neue Generation von Linken diese Partei übernahm und ihr einen neuen Kurs gaben. In Hedins Interpretation waren es soziale Netzwerke, die auf Vertrauen und Freundschaft basierten, deren Untersuchung und Verständnis es ermöglichen, die Transformation der SED zu verstehen. Auch wenn es die Veränderung der äußeren Gesellschaft war, die eine Veränderung der politischen Parteien in der ehemaligen DDR bedingte, so kann deren Transformation und Richtungswechsel nicht ausreichend aus den sich ändernden äußeren Bedingungsfaktoren erklärt werden. Hedin ist überzeugt, dass es eine begrenzte Zahl von Individuen innerhalb der PDS war, die zusammen die Herausforderung des Wandels erkannten und dementsprechend reagierten. Damit führt die Autorin eine dritte Ebene (zwischen den Ebenen des Individuums und der Ebene der Institution), die Ebene der sozialen Netzwerke, in die Analyse sozialen Wandels ein. Eine solche Theorie kann nicht nur helfen die rapide Umwälzung Osteuropas zu verstehen, sondern erhebt auch den Anspruch eine generelle Theorie künftigen sozialen Wandels zu sein.

Einer soziologischen Tradition folgend, entschloss sich die Autorin leider Theorie und Fallstudie voneinander klar zu trennen. In den Kapiteln zwei und drei diskutiert sie zuerst unterschiedliche Modelle des institutionellen Wandels bevor sie in ihrem zentralen Kapitel vier ihr „social network“ Model („logic of interpersonal trust“) entwickelt. Dem folgen zwei überleitende Kapitel, bevor die Autorin in Kapitel sieben ihre Theorie auf die Transformation der SED anwendet. In ihrer Zusammenfassung diskutiert Hedin dann wichtige Konsequenzen, die sich aus ihrer Vorgehens- und Interpretationsweise ergeben. Die wichtigste und wahrscheinlich auch problematischste Frage betrifft die Art und Weise, wie man sozialen Wandel studieren kann. Wenn die Autorin Recht hat, dass sozialer Wandel am besten über soziale Netzwerke erklärt werden kann, dann besteht die Gefahr, dass die Erforschung derartiger Phänomene zu einer deskriptiven Erzählung darüber, wer wen kennt und mit wem wann zusammen gearbeitet hat, verkommt. Die Autorin ist sich jedoch sicher, dass die Untersuchung sozialer Netzwerke nicht notwendigerweise nur auf der Ebene der Beschreibung erfolgen muss. Hedin glaubt, dass zumindest Soziologen immer noch genügend Theorie zur Hand hätten, um eine anspruchsvolle, über den speziellen Fall hinausgehende Analyse der Wandlungsprozesse anzubieten.

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08.06.2006
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Diese Rezension entstand im Rahmen des Fachforums 'Connections'. http://www.connections.clio-online.net/
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