Liebe Leserinnen und Leser von H-Soz-Kult,
nachfolgend finden Sie eine Aufstellung der im April 2013 neu ins Themenportal Europäische Geschichte eingestellten Artikel, Essays, Materialen und Quellenauszüge.
Essays und Artikel:
Wendt, Reinhard: Deutschsein in der Südsee. Berichte des Schweizerischen Konsuls in Neuseeland über Internierte aus Vava'u (Tonga-Inseln) während des Zweiten Weltkriegs.
Abstract:
In Neuseeland wurden während des Zweiten Weltkriegs nicht nur Deutsche und Deutschstämmige, die dort lebten, als enemy aliens interniert. Vielmehr kamen in die Lager auch manche aus Samoa und von den Tonga-Inseln. Samoa war nach dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft als Mandatsgebiet des Völkerbunds in neuseeländische Verwaltung übergegangen, und Tonga, das seit dem 18. Mai 1900 als britisches Protektorat zum Empire gehörte, hatte vor allem ökonomisch enge Kontakte zu Neuseeland. Die Mehrzahl der tonganischen Internierten mit deutschen Wurzeln stammte aus Vava'u im Norden des Archipels. Es handelte sich um insgesamt zehn Personen: Hermann E. Guttenbeil, seinen Neffen Gustav F. Guttenbeil, die Vettern Otto G. Sanft und Rudolf F. Sanft, Otto P. Schaumkel, Arthur E.E. Schulke, Karl F.T. Witzke sowie die drei Brüder Friedrich C. Wolfgramm, Otto E. Wolfgramm und William G. Wolfgramm.
Ihre Familien waren privat und geschäftlich eng miteinander verflochten, und zwar nicht erst, seit sie in Vava'u ein neues Zuhause gefunden hatten. Eine ganze Gruppe von Deutschen hatte sich in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts dorthin aufgemacht. Mit Ausnahme von Schulke und Witzke waren die übrigen Internierten bereits auf Tonga geboren. Sie hatten euro-polynesische, samoanische und vor allem tonganische Mütter, lediglich Hermann Guttenbeil war als Sohn einer Britin aus Samoa rein europäischer Abstammung. Zahlreiche Kinder und noch mehr Enkel ließen die Familien rasch anwachsen, und nach und nach entstand eine europäisch-polynesische Bevölkerungsgruppe, in deren Lebensweise sich deutsche mit tonganischen Elementen verbanden. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=609>.
Aus dem Band „Kultur und Beruf in Europa“, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012:
Hadler, Frank: Graben wie die Großen in Kleinasien: Ein frisch berufener Prager Professor umreißt mit weltpolitischen Argumenten sein archäologisches Karrierefeld.
Abstract:
Wer die Zeichen einer durch tiefgreifende politische wie gesellschaftliche Umbrüche bestimmten Zeit für sein eigenes wissenschaftliches Tun erkennen und nutzen will, braucht erstens einen breiten Überblick, zweitens gute Pläne und drittens viel Selbstbewusstsein. Von den genannten drei Dingen besaß Bedřich Hrozný (1879–1952) offenbar reichlich, als er Ende 1919 angesichts der durch „Weltkrieg und Weltfrieden“ radikal veränderten Weltlage den hier gekürzt ins Deutsche übertragenen Zeitschriftenbeitrag zu Papier brachte. Dem Text kam für Hroznýs spätere, über weitere Zeitenwenden hinweg reichende berufliche Karriere als Wissenschaftler von europäischem Rang hohe Bedeutung zu. Dass der Name Hrozný bis heute weltweit in nahezu allen großen Lexika zu finden ist, gründet sich zuvorderst auf der Tatsache, dass er die dreieinhalbtausend Jahre alte, in Keilschrift geschriebene Sprache der Hethiter entschlüsselte und zudem den zweifelsfreien Nachweis ihrer Zugehörigkeit zur indoeuropäischen Sprachfamilie erbrachte. In der hier ausgewählten Quelle wird diese Leistung explizit nicht erwähnt; die Lesbarkeit der Sprache aber schon mit dem Autoren in Verbindung gesetzt durch den Hinweis auf die von ihm geplante Edition des hethitischen Gesetzbuches. Hroznýs Weltruhm als Altorientalist hat jedoch neben der erwähnten Sprachentzifferung auch mit der Realisierung jener im Quelltext prospektiv umrissenen Planungen künftiger „tschechoslowakischer“ Ausgrabungen in Kleinasien zu tun, die ihn – wie zu zeigen sein wird – zu einem hochprofessionellen europäischen Orientarchäologen machten, der in der ersten Liga grub. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=604>.
Rausch, Helke: Professionalisierung als diplomatische Strategie: Das US-amerikanische Carnegie-Endowment in Europa vor 1945.
Abstract:
Blickt man auf die professionellen Akteure, die Europa als „kulturellen Handlungsraum“ gestaltet haben, so lässt sich die Vorstellung von Europa auf eine spezielle Art plausibel machen: Im Licht ihrer Praktiken und Strategien erscheint Europa nicht nur als Bühne vielfältiger Interventionen, sondern auch als dichtes personales Vernetzungsgefüge und als filigraner Strukturzusammenhang, in dem die Professionalisierungsstrategien mit oftmals politischer Absicht betrieben wurden. Dabei wird versucht, den Blick über die gedachten Randbereiche europäischer Handlungsspielräume und Konstellationen hinaus zu richten. Es soll um ein sprechendes Beispiel für die dynamischen Bezüge europäischer zu außereuropäischen Professionalisierern gehen, die sich spätestens seit dem frühen 20. Jahrhundert in die Definition Europas zutiefst eingeschrieben haben. Einen solchen amerikanischen Professionalisierer mit europäischer Agenda stellte das 1910/1911 gegründete Carnegie Endowment for International Peace (CEIP) dar. Als eine der zahlreichen vom amerikanischen Industriemagnaten Andrew Carnegie gegründeten Stiftungen betätigte sich das Endowment – ähnlich wie die Rockefeller-Stiftung während der 1920er-Jahre und später die Ford Foundation nach 1945 – als selbsternannter kultureller Mäzen und professioneller Förderer von Wissen. Mit teils kaschierten, teils offen formulierten (kultur-)diplomatischen und machtpolitischen Agenden wollte man sich federführend daran beteiligen, Europa als Raum moderner, transnational aufgestellter Wissenschaft mitzugestalten. ….
In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=607>.
Materialien und Quellenauszüge:
Auszüge aus einer Korrespondenz des Schweizerischen Konsulats bezüglich in Neuseeland internierten Deutsch-Tonganern (1941/1942). In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=610>.
Aus dem Band „Kultur und Beruf in Europa“, Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2012:
Bedřich Hrozný: Nové úkoly orientální archeologie [Neue Aufgaben der Orientarchäologie] (1920). In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=605>.
New Carnegie Work Planned for Europe (1926). In: Themenportal Europäische Geschichte (2013), URL: <http://www.europa.clio-online.de/2013/Article=608>.
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