Comparativ 26 (2016), 5

Title 
Comparativ 26 (2016), 5
Other title information 
The Baltic Sea: A Space of Changing Expectations

Published on
Frequency 
ISBN
978-3-96023-091-5
Extent
130 S.
Price
Einzelheft EUR 12,00, Jahresabonnement EUR 50,-

 

Kontakt

Organization name
Comparativ. Zeitschrift für Globalgeschichte und Vergleichende Gesellschaftsforschung
Country
Germany
Locality
Leipzig
c/o
Comparativ Universität Leipzig Leipzig Research Centre Global Dynamics IPF 348001 Ritterstrasse 24 04109 Leipzig GERMANY e-mail: comparativ@uni-leipzig.de
By
Middell, Matthias

The Baltic Sea: A Space of Changing Expectations
Herausgegeben von Rolf Pretri

Table of contents

Inhaltsverzeichnis

Aufsätze

Rolf Petri
Region Building Around the Baltic Sea, 1989–2016. Expectations and Disenchantment, S. 7
Nach 1989 wurden hohe Erwartungen in die Neubegründung des Ostseeraums als Geschichtsregion gesetzt. Den Bürgern der nrainerstaaten sollten damit neue Möglichkeiten geboten werden, sich mit übernationalen politischen Prozessen und dem ungehinderten ustausch über alle Grenzen hinweg zu identifizieren. Die hier ersammelten Beiträge würdigen die durch die EU-Erweiterung erzielten rgebnisse, ziehen jedoch hinsichtlich der anvisierten Etablierung einer Ostseeregion“ eine eher ernüchternde Bilanz. Teils im Vergleich mit dem Mittelmeerraum werden die Strukturpolitik für Inseln, die Bemühungen m Demokratisierung der transnationalen politik, die intellektuellen nstrengungen zur Verankerung der Großregion sowie deren Wahrnehmung durch Migranten untersucht. Dabei zeigt sich, dass ationale Interessen und Erwartungshorizonte sowie ältere aumvorstellungen der Etablierung einer „Ostseeregion“ bisher entgegenstehen.

Deborah Paci
From Isolation to Connectivity? The Views of the European Union on Mediterranean and Baltic Islands in the 20th and 21th Century, S. 14
In Ostsee und Mittelmeer spielen Inseln eine wichtige Rolle bei der Umsetzung europäischer makroregionaler Strategien. Der Aufsatz untersucht, wie die EU an die Probleme von Inseln herangeht. Bis zu den Verträgen von Maastricht (1992) und Amsterdam (1997) wurden sie im Struktur- und regionalpolitischen Rahmen kaum beachtet. Seit die Insellage als gesondertes Problem anerkannt wird, bemisst die EU die „dauerhaften strukturellen Nachteile“ von Inseln fast ausschließlich an ihrer Entfernung vom nationalen Festland. Demgegenüber haben die Island Studies der letzten Jahrzehnte unter Verweis auf die die ielseitigkeit der Außenverflechtung von Inseln eine stärker Insel- und Netzwerkzentrierte Sichtweise gefordert. Wie die Autorin unterstreicht, schmälert das Beharren der EU auf einem Festlandzentrierten Ansatz as Potential, das durch den stärkeren Ausbau von Inselnetzwerken zur Geltung gebracht werden könnte.

Marta Grzechnik
Space of Failed Expectations? Building a Baltic Sea Region after the End of the Cold War, S. 29
Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs richteten sich viele Bemühungen darauf, die Ostseeregion als einheitlich gestaltete und gelebte Region zu etablieren. Politische und akademische Akteure arbeiteten gezielt und nicht ohne Erfolg an der Verbreitung grenzüberwindender ategorien. Dies geschah nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch in dem Sinne, dass sich grenzübergreifende Netzwerke herausgebildet haben, in denen der Transfer von Ideen bezüglich der „Ostseeregion“ reibungslos funktioniert. Die nähere Untersuchung dieser und anderer im 20. Jh. gegründeter Netzwerke zeigt allerdings, dass sie oft nicht die ganze Region umspannen, über die sie reden und die sie erreichen möchten. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit den Grenzen der Übertragbarkeit von Ideen über die „Ostseeregion“ und stellt sich der Herausforderung, diese Grenzen zu erklären und zu verstehen.

Jussi Kurunmäki
Challenges of Transnational Regional Democracy. Baltic Sea Parliamentary Conference, 1991–2015, S. 43
Der 1991 gegründeten Ostseeparlamentarierkonferenz (BSPC) wurde eine wichtige Rolle für die Demokratisierung transnationaler ntscheidungsprozesse im Ostseeraum zugeschrieben. Erwartet wurde, dass sie zur Herausbildung einer regionalen Zivilgesellschaft und olitischen Öffentlichkeit beitragen könne. Der Autor untersucht die Arbeit der BSPC in Hinblick auf erfüllte und unerfüllte Erwartungen. Die Theorien der transnationalen Demokratie fanden in diesem Fall keine Bestätigung, da die BSCP-Mitglieder die Interessen ihrer nationalen Wahlkreise in den Vordergrund stellten. Auch in dieser nstitution konnte demnach das nationalstaatliche Paradigma nicht zugunsten einer politisch integrierten „Ostseeregion“ überwunden erden. Angesichts der Spannungen mit dem mittlerweile einzigen Nicht-EU-Mitglied der BSPC, Russland, kann die Parlamentarierkonferenz jedoch im Rahmen herkömmlicher zwischenstaatlicher Kooperation zu Frieden und Sicherheit in der Region beitragen.

Vasileios Petrogiannis
Spaces of Belonging and Intra-European Migration from Southern and Eastern Periphery to the North, S. 58
Vor dem Hintergrund erneut wachsender Migrationsströme innerhalb der EU wertet der Autor Interviews aus, die er in Schweden mit Migranten aus Griechenland und Lettland geführt hat. Dabei geht es ihm darum, zu verstehen, wie sich die EU-Bürgerschaft auf die Identifikation mit nationalen, regionalen und europäischen Räumen auswirkt. Es zeigt sich, dass die nationale die wichtigste Ebene der Selbstidentifikation bleibt. „Europäisch“ zu sein wird ebenfalls als wichtig erachtet, zumal es im Immigrationsland einen Zugang zu Rechten garantiert, der Dritten verwehrt bleibt. Im Fall lettischer Migranten wird eine regionale ugehörigkeit zum Baltikum und Osteuropa definiert, die von Skandinavien und Westeuropa abgegrenzt bleibt. Die griechischen Befragten sehen sich mehr zum Balkan denn zum Mittelmeer gehörig, von dessen nichteuropäischen Anrainern sie sich distanzieren möchten. Als Einheiten gedachte Mittelmeer- und Ostseeregionen spielen für die Erwartungen der Migranten kaum eine Rolle.

Literaturbericht

José Damião Rodrigues
Widening the Ocean: Eastern Atlantic Islands in the Making of Early-Modern Atlantic S. 76
Über Jahrhunderte hinweg spielten Inseln als „natürliche Brücken“ eine entscheidende Rolle bei der Verbindung von Ozeanen und Weltregionen. Manche nahmen eine „zentrale“, andere eine mehr „periphere“ Rolle für Schifffahrtswege und Handelsnetzwerke, die Kontrolle der Meere und die Besiedlung von Kontinenten ein. Die Konstruktion und Integration er atlantischen Welt nahm seit dem 15. Jahrhundert ihren Ausgang von den Makaronesischen Inseln, die den Mittelmeerraum mit dem Atlantischen Becken verbanden. Auf den Kanaren, Madeira, den Azoren und Kapverdischen Inseln, aber auch auf São Tomé und Príncipe urden traditionell mediterrane, soziale und ökonomische Muster an neue geographische und historische Kontexte angepasst. Dabei bildeten sich Prototypen der nachfolgenden Kolonisierung Amerikas heraus. Der Beitrag betrachtet die frühneuzeitliche ostatlantische Welt als frühen Schauplatz der europäischen „Moderne.“

Klaas Dykmann
International Relations Meets History: Approaching International Organisations as Bureaucracies, S. 90
Der Aufsatz plädiert dafür, die übliche Kombination von Ansätzen aus der Öffentlichen Verwaltungslehre und den Internationalen Beziehungen in der Untersuchung von Internationalen Organisationen (IO) um eine globale und eine historische Perspektive zu erweitern, um IOs als sich entwickelnde und entfaltende Bürokratien zu erfassen. Um diese eschichte der IOs als Bürokratien zu erfassen, schlage ich vor, die intellektuelle Geschichte der IOs zu untersuchen, ihre vielfältigen und alternativen räumlichen Horizonte als Forschungskategorien zu enutzen und dadurch neue (globale) Narrative und Periodisierungen der IO-Entwicklung jenseits der konventionellen Historiographie anzustreben.

Buchbesprechungen

Manuel Hernández González: La guerra a muerte, Bolívar y la campaña admirable (1813–1814), Santa Cruz de Tenerife 2014
by_Michael Zeuske_,S. 103

Maria Hidvégi: Anschluss an den Weltmarkt. Ungarns elektrotechnische Leitunternehmen 1867–1949 (= Transnationale Geschichte, Hg. Von Michael Geyer und Matthias Middell, Band 10), Göttingen 2016
Harm Schröter,S. 108

Peter Schöttler: Die „Annales“-Historiker und die deutsche Geschichtswissenschaft, Tübingen 2015
Matthias Middell,S. 111

Sina Fabian: Boom in der Krise. Konsum, Tourismus, Autofahren in Westdeutschland und Großbritannien 1970–1990, Göttingen 2016
Manuel Schramm, S. 118

Ina Lorenz / Jörg Berkemann: Die Hamburger Juden im NS-Staat 1933 bis 1938/39 (= Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden, Bd. XLV), Göttingen 2016
Helmut Goerlich, S. 120

Felix Wemheuer (Hrsg.): Marx und der globale Süden (= Neue Kleine Bibliothek, Bd. 227), Köln 2016
Kolja Lindner, S. 123

Autorinnen und Autoren
S. 129

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Editors Information
Published on
06.09.2017
Classification
Temporal Classification
Regional Classification
Additional Informations
Language
Holdings 0940-3566